£40 Fünfter Zeitraum.
Unterdeß war Rudolf nirgends nachgiebiger, als in den
italienischen Angelegenheiten. Wohl war ihn, die Erlangung
der Kaiserkrone nicht gleichgültig; aber er wollte sie nicht mit
vielem Blute erkaufen und demnach nicht mit trotzigem Unge-
stüme nach Italien ziehen, wenn ihm anders zu dem Ende
auch die erforderliche Mannschaft nicht gefehlt hätte. Deshalb
bewilligte er namentlich den Päpsten fast ohne Ausnahme ihre
Forderungen, wenn es nur die Aussicht bot, daß sein teutschcs
Reich nicht dabei verlöre. Und daß diese Forderungen viel-
facher Art waren, ist zum Theile aus dem Umstande zu ent-
nehmen, daß wahrend Rudolfs 18jährigcr Regierung acht
Papste wechselten und fast jeder von diesen seine eigne Ansicht
und neue Berechnungen hatte. Darum suchte Rudolf allerdings
zu wahren, was er konnte, verzichtete aber gutwillig auf Alles,
was dem teutschen Reiche keinen wesentlichen Vortheil bringen
konnte oder nur für teutsches Blut zu sichern war. Ihm schien
Italien einer Löwengrube vergleichbar, >-in welcher zwar viele
Fußstapfen der Kaiser hinein- aber wenige rückwärts standen.«
So kam das Papstthum gegenwärtig in den Besitz alles Dessen,
wonach es vergeblich so lauge gerungen hatte. Zwar war es
gerade die Zeit des noch unentschiedenen Feldzuges gegen Ot-
tokar, als Rudolf den angesprochenen Bereich des Kirchenstaa-
tes über das Land von Radifocone bis Ceparano, über Ancona,
Spoleto, Toscana, Bertinoro, Ravenna, Pcntapolis, über die
Massa Trabaria u. A. an Nicolaus hingab; allein ihm war
cs Ernst mit solchen Berechnungen; denn auch nach dem
Siege auf dem Marchfelde beschäftigten ihn die teutschen
Angelegenheiten mehr, als prunkende italienische Flitterwaren.
Zunächst hatte er in Schwaben und Burgund wieder an-
haltende. Kämpfe zu bestehen. Rudolf bewies hier, über 70
Jahre alt, noch den rüstigen Muth eines thatkraftigen Jüng-
lings. Solche Widerstrebungen oder doch mit der allgemeinen
Wohlfahrt des Reiches nicht vereinbarliche Felchen fanden aber
nicht allein im Süden, wo er seine Thatigkeit bisher fast, aus-
schließlich verwendet hatte, sondern weit mehr noch, wenn auch
in kleineren Parthien, im mittleren und nördlichen Teutschlande
Statt. Auch hier trat Rudolf mit gemessenen Vorkehrungen ins
Mittel, ließ die Raubschlösscr brechen, die Räuber strafen, und
Jeglichen zum Gehorsam der Gesetze antreiben. Vorzüglich
arg ging cs in.thüringen durcheinander, und Rudolf sah sich
genöthigt, über 29 Ritter vom hohen Adel die Todesstrafe zu
verhängen (I. l289). Außerdem ließ er, wo Gutes keimte,
seine pflegende Hand nicht fehlen. Aber Gutes und Schlimmes
geschah nicht im gleichen Maße. Daher seine unsägliche An-
strengung, nur den äußeren Frieden zu erhalten. Sein Leben
ging darüber hin, wenigstens erübrigten die fast unausgesetzten
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Nicolaus Ernst Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
17
Gebirgen sind die Morena, dis Nevada und die
Pyrenäen ausgezeichnet; unter den Flüssen der Ebro
und Duero. Es liefert außer den in §.7. genannten
Produccen: schöne Pferde und Schaafe. Die spanischen
Schaafe geben die feinste Wolle. Die beste kommt von
den Schaafen, welche beständig unter freiem Himmel
bleiben und Merinos heißen. Die Einwohnerzahl be-
trägt 16 Millionen, die sich M katholischen Religion be-
kennen. Spanien ist eine unumschränkte Monarchie, jeht
regiert von der verwittwcten Gemahlin des Königs Fer-
dinand Vii. im Namen ihrer minderjährigen Tochter
Jsabella Ii. Haupr- und Residenzstadt ist Madrid.
Sehenöwerth sind die Gebäude des Jnqnrstnons-Gerichts,
durch welches die sogenannten Keher, d. h. Leute, die in
Ansehung des religiösen Glaubens von den Ansichten der
herrschenden katholischen Kirche abwichen, zum Scheiter-
haufen oder zu Gesängnißstrase verurtheilt wurden. Seit
300 Jahren sollen auf Befehl dieses schrecklichen Ge-
richts über 20,600 Menschen verbrannt worden seyn.—
Cadip am Atlantischen Meere, uralte von den Phöni-
ziern gegründete Handelsstadt mit einem Freyhafen. —•
G rb'raitar, eine sehr starke Festung, durch deren tap-
fere Vertheidigung sich unsre Landsleute, die Hannove-
raner, ernst großen Ruhm erwarben. Sie gehört den
Engländern. Sevilla (fpr. Sevilia), Sih eines Erz-
bischofs, mit herrlicher Domkirche und dem Grabmale
des Columbns. Berühmte Tabacksfabrik.
G r u n d z ü g e der Geschichte.
Rohe und wenig bekannte Völkerschaften wogten
auf der Pyrenäischen Halbinsel schon mehrere Jahrhun-
derte hindurch gewohnt haben, als ungefähr tausend Jahr
vor Christi Geburt sich Phönizier aus Asien des Han-
dels wegen hier niederließen. Ihnen folgten die Car-
tbager aus Afrika, welche fast das ganze Land eroberten.
Dielen nahmen die Römer dasselbe wieder «b, und blle-
H. 2
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Jsabella Sehenöwerth Christi
Extrahierte Ortsnamen: Nevada Spanien Madrid Sevilla Afrika H.
19
1814), nach deren Vertreibung König Ferdinand in
seine Staaten wieder zurückkehrte. Die Landstände (Cor-
tes) legten ihm eine Verfassung vor, welche dem Spa-
nischen Volke große Rechte sichern sollte. Ferdinand
verwarf dieselbe. Der darüber ausgebrochene Aufstand
(1820) wurde jedoch durch ein zu Hülfe gerufenes Fran-
zösisches Heer bald unterdrückt, lind dem Könige die un-
beschränkte Macht wieder gegeben.
Noch sind folgende Begebenheiten beson-
ders merkwürdig:
I. Die Kinderpocken werden durch Araber
nach Spanien gebracht 724. Ii. Dominikus stif-
tec den Mönchsorden der Dominikaner 1216. Iii. Die
Inquisition (Ketzergericht) wird eingeführt 1480. Iv. Cor-
te; erobert Mexiko 1518. V. Pizarra entdeckt und er-
obert Peru 1524. Vi. Lojola stiftet den Orden der
Jesuiten 1535. Vii. Spanien verliert alle seine ame-
rikanischen Provinzen, Mexico, Peru u. s. w. von
1818 — 1824.
§.8. Königreich Portugal.
Grenze an Spanien und an das Aclanrilche
Meer. Hauptgebirge ist die Estrella, Hauptflnß der
Tajo. Unter den Landesproducten merken wir uns:
Citronen, Pomeranzen, Feigen, Wein, Baumöl und
Maulesel von besonderer Güte. Das Land hat 3£ Mil-
lionen Einwohner katholischer Religion. — Die Re-
gierung ist eingeschränkt monarchisch. Königin: Donna
Maria Ii. Lissabon am Tajo, Hauptstadt und
Residenz des König», treibe starken Handel.
Die (Straßen sind sehr schmutzig und herrenlose Hunde
schwärmen des Nachts in allen Theilen der Stadt um-
her. Merkwürdig ist die ans weißem Marmor gebaute
Wasserleitung, welche der Stadt anderthalb Virilen west
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Extrahierte Personennamen: König_Ferdinand Ferdinand Ferdinand Dominikus V._Pizarra Estrella Königin Donna
Maria_Ii Maria
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Mexiko Peru Spanien Peru Portugal Spanien Lissabon
22
________»
Roch sind folgende Begebenheiten besonders
rn erkwürdi g.
I. Din; entdeckt das Vorgebirge der Guten Hoffnung
1486. Ii. Erster Negertransport 1560. Iii. Ma-
gellan umschifft die Erde 1520. Iv. jlt Lissabon
wüth ec ein großes Erdbeben 1755.
§. 9. Königreich Frankreich.
Dies große und fruchtbare Land wird durch
das pyrenaistpe Gebirge von Spanien geschie-
den, und von Deutschland, Holland,der Schweiz,
dem Arlanttfchen Lneere und dem Canal begrenzt.
Von den Gebirgen wollen wir merken: die Seven neu
und Ardennen. Von den Flüssen: die Seine, (spr.
Sane), Loire, (spr. Loare), Rhone. — Frankreich hat
großen Ueberstnß an Wein, Baumöl, Getreide, Fischen,
Obst. Die 30 Millionen Einwohner reden Französisch
und sind größtenkheils Katholiken. Landesregierung ist
eingeschränkte Monarchie. Der jetzige König heißt Lud-
wig Philippi. Hauptstadt ist pans'an der Seine,
«ine der größten und volkreichsten Sradce in
Europa nur 4million Einwohnern. Unter den
öffentlichen Gebäuden sind besonders merkwürdig: das
Palaisroyal (spr. Paläroial) dessen größter Theil Zìì.eb
uem Lusiorle und Jahrmärkte dient; das Invaliden-
haus, welches für 500 dienstunfähige Krieger eingerich-
tet ist; die Königlichen Schlösser. Unzählig sind
die Manufacturen und die hiesigen Fabriken, weltberühmt
die Pariser Modewaaren. Lion <m der Rhone, nach
Paris die ansehnlichste Stadt des Reichs, mit sehr be-
deutenden Fabriken, besonders Seide und Spitzen.
Str^rßburg nicht weit .vom Rhein, wichtige Festung;
der îhnrm der hiesigen Münsterkirche ist der.höchste in
Elwopu. Marseille (spr. Marsellje) eine blühende
Sechündclöstadt. Calais gewöhnlicher Ueberfahrtsort
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Extrahierte Personennamen: Philippi
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Frankreich Spanien Deutschland Holland Frankreich Europa Paris Rhein Elwopu Marseille
43
kreide. Wein, Oel, Südfrüchten, Seide, an
Vicb lind verschiedenen Mineralien, namentlich an
weißenr M armo r. Die Zahl der Einwohner belauft
ßch auf 19 Millionen, größtentheils katholischer Religion
mit Italienischer Sprache. — In Italien haben sich
hauptsächlich getheilt: Oesterreich, Sardinien, Tos-
kana, Rom und Neapel, deren Regierungsverfas-
sungen monarchisch sind. In der Richtung von Nor-
den nach Süden liegen: 1. (Deffemtcbt(cbe Staaten,
oder daslombardische Königreich mir der Haupt-
stadt Mailand. Die Stadt "zeichnet sich durch ihr
herrliches. Steinpflaster aus. In der Mitte der Stra-
ßen sind zwei Reihen Steinplatten, auf denen die Wa-
genräder rollen, ohne viel Geräusch zu machen. Die
hiesige Domkirche ist nach der Peterskirche in Rom die
größte und schönste in der katholischen Christenheit. Ve-
nedig, auf 136 Inseln erbaut, ansehnlicher Handelsplatz.
2. Rönrgrercb Sardinien mir der Haupt- und
Residenzstadt Turin am Po, eine sehr regel-
mäßig gebaute Stadt. Die hiesige Poststraße ist
1160 Schritt lang und 25 Fuß breit. Unter den Ein-
wohnern leben 1466 Juden. Genu a, mit 86,666 Ein-
wohnern, von Gebirgen und Meeren eingeschlossen, hat
wichtigen Seehcrndcl.
3 Großherzogrhmn Toskana, worin Florenz
die -Hauptstadt ist. Unter allen Gebäuden der Stadt
ragt durch Größe und Schönheit hervor der Pallast
Pitti, der 960zimmer enthalt, und vom Großherzoge be-
wohnt wird. Livorno, wichtige Seestadt.
4. Römisches Gebier oder der Rirchenstaar,
(Siehe 16.)
5. Königreich Neapel mir der Insel Sicilien.
Hauptstadt des Reichs ist Neapel, an einem
Meerbusen mir reizender Aussicht. Unter den
400,600 Einwohnern der Stadt sind 86,066 Bettler
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Oesterreich Sardinien Rom Neapel Mailand Domkirche Rom Sardinien Livorno Neapel Sicilien Neapel
46
ist 750 Q. Ms. gr^ß und hak 2^ Million Einw. Der
jchige Pabst heißt Gregor Xvi. Man nennet ihn hei-
liger Vater, oder Eure Heiligkeit. Dieser Titel
ist nämlich von den Päbsten angenommen, weil sie sich
für Statthalter Christi auf Erden und für Nachfolger
des Heil. Apostels Petrus halten, welcher der erste Bi-
schof in Nom gewesen seyn soll. Er wird von einer
Versammlung der ersten Geistlichen, die man Eardi-
näle nennt, erwählt. Im Innern des Landes ist das
Ape n n i neu - Ge b i rge, welches fruchtbare und reizen-
de Thäler enthält. Hanptsiuß ist die T i e b e r, der frucht-
bare Boden liefert die herrlichsten Südfrüchte, und die
Berge enthalten viel Eisen und Kupfer; aber der
Ackerbau und Bergbau sind in schlechtem Zustande. In-
des wird Marmor gebrochen und Alaun ausgegraben.
Bester steht es nur die Viehzucht; denn Berge und Ebe-
nen bieten treffliche Weiden dar. Berühmt Ist das rö-
mische Leder und die Darmsaiten. Im Umfange de6
päpstlichen Gebiets besinden sich über 4600 Klöster mit
Z0 bis 40,060 Mönchen und Nonnen. Hanpkorr des
Kirchenstaats und Residenz des Pabstes ist die weltberühmte
Stadt Rom, an der Tiber. Sie ist auf 12 Hügeln
erbaut und hat 150,000 Einw. Ein Meisterstück der
Baukunst ist die hiesige Peterskirche, welche in Gestalt
eines Kreuzes gebaut ist, und mit Recht für die schön-
ste und größte unter allen christlichen Kirchen gehalten
wird. An ko na am Meere, mir einem der besten Hä-
fen Italiens. Bologna (fpr.. Bolonga), eine wichtige
Handels- und Fabrikstadt.
Grundzüge der Geschichte.
Nachdem das Christenthum durch den Römischen
Kaisers Const'antin (333) zur Landesreligion erhoben
war, verbreitete es sich immer weiter. Sichtbar wuchs
.Nun auch Pas Ansehn der christlichen Kirchenlehrer von
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xvi Gregor Christi Apostels_Petrus Apostels
Extrahierte Ortsnamen: Rom Peterskirche Italiens Bologna Bolonga
44
und 4000 Advocaten. Sie hat ansehnlichen Handel und
Fabriken. Nicht weit von der Stadt liegt der feuer-
speiende Berg Vesuv. — Palermo Hauptstadt auf
Sicilien.
Grundzüge der Geschichte.
Seit ohngefähr tausend Jahren war Italien in
Mehrere Staaten getheilt, die fast immer Fürsten Deut-
schen, Spanischen und Französischen Stammes gehorch-
ten. Nach dem Untergange des Weströmischen Reichs
(476) herrschten Ostgorhen unter ihrem allgemein be-
wunderten König ^Theodoria oder Dietrich in Italien
(489); nach ihnen bildeten Langobarden unter Alboin
(568) in der nördlichen Hälfte Italiens einen bedeuten-
den Staat, welcher von den Eroberern den Namen der
Lombardei erhielt, wahrend in Süd-Italien die Griechi-
schen Kaiser durch ihre Stadthalter herrschten. Durch
Carls des Großen und Ottos 1. Siege (774 und
951) ward Italien von Fränkischen und Deutschen Für-
sten abhängig, und in diesem Verhältnisse bildete sich
zuerst der Kirchenstaat in Mittel-Italien, dann bei der
Schwäche Deutscher Könige mächtige Städte, z. B.
Mailand, Venedig, Genua und andere, und durch sie
Republiken und Herzogthümer aus, die zum Theil we-
nigstens von Deutschland durch Lehnsvcrband abhängig
blieben. Aus Süd-Italien entstand in der Folge durch
Normänner (1022—1150), vorzüglich durch Tankred
und feine Heldensöhne das Königreich Neapel. Von dem
Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit beseelt, ver-
einigten sich die Städte Ober-Italiens 1168 zu einem
großen Bunde, welcher einen Krieg zur Folge hatte, der
den Rechten des Deutschen Kaisers sehr nachtheilig war.
Zum größten Unglücke des kandes waren bei dieser Ge-
legenheit zwei Hauptparteien gebildet, welche unter dem
Namen der Guelfen (Anhänger des Pabstes) und
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Extrahierte Ortsnamen: Venedig Basel Basel Bremen Flandern England Englands Bretagne Lissabon Lissabon Tarragona Nordost Tarragona Barcelona Nordost Barcelona Marseille Marseille Messina Sicilien Messina Donauwörth
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schicksale unseres Womes im karolingischen Zeiträume.
*"«4” 1- 'Pippm der Kurze (75l—768) sah sich bald genötigt,
dem Papste für dessen moralische Unterstützung des Thronraubes Gegendienste zu leistem Der Langobardenkönig Aistulf hatte den Byzantinern den Exarchat Ravenna und^ die Pentapolis*) entrissen und beanspruchte die Oberherrlichkeit über den Ducat von Rom**). In solcher Bedrängnis zog Stephan Ii.***) nach Gallien. Von Pippin ehrenvoll ausgenommen, sprach er diesen um Hilfe an, 754. Pippin sagte sie zu, wenn auch ungern, und empfing von des Papstes Hand noch einmal die Salbung. Ebenso weihte Stephan Ii. des Königs Gemahlin Berthrada und seine Söhne Karl und Karl-mann^ Unter Androhung der Excommunication verpflichtete er die Großen, in Zukunst nie aus einem andern Geschlechte den König zu erheben. So mochten im Volke Zweife^ an der Rechtmäßigkeit des angemaßten Königtumes beschwichtigt werden. Auf zwe^Heer-fährten (754 und 755) besiegte Pippin die Langobarden. Was er ihnen abnahm, gab er nicht dem rechtmäßigen Besitzer zurück, dem Kaiser Konstantin V. von Byzanz, sondern schenkte es dem Papste und legte so den Grund zu dem sogenannten Kirchenstaate. Schon 753 hatte Pippin das Land der Sachsen bis an die Weser bei Rehme heimgesucht. 753 unternahm er die letzte
*) Beide Gebiete umfaßten das Land zwischen Po, Reno, Apennin und dem adriatischen Meere bis Ankona hin.
**) Der byzantinische Ducat Rom reichte von der Gariglianomündung bis nördlich von Civitavecchia und war im Osten vom mittleren Apennin begrenzt. S. Spruner-Menke, Histor. Atlas Bl. 21.
***) So ist zu zählen, nicht Stephan Iii. Vgl. Sugenheim, Geschichte des Kirchenstaates, 1854, S. 15. Anm. 29.
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Extrahierte Personennamen: Langobardenkönig_Aistulf Stephan_Ii Pippin Pippin Stephan_Ii Berthrada Karl Karl Pippin Konstantin_V._von_Byzanz Pippin Stephan_Iii
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 20 —
denbyzan- 4- Die Goten sahen sich betrogen und begannen den Krieg zum Falle 9c9en die Byzantiner, die in Italien zurückgeblieben waren. Nach-Campsä dem der Gote Jldib^d und der Rugier Erarich, kurze Zeit das Königtum innegehabt hatten, wurde der heäiche Totilas erhoben, 541. In zehnjährigem Kampfe stellte er die Gotenherrschast über 5 Italien und Sizilien her. Aber 552 erlag er bei Taginä der Feld-herrnkunst des Narses, und der größte Teil der Halbinsel erkannte den Kaiser als' Herrn an. — Die Goten erwählten Tejas, der in Verona befehligte. Sein Bruder Aligern hielt Cumä. Ihn zu befreien, zog Tejas nach Süden. Am Vesuv, da, wo der Sarnus
zum Meere eilt, trafen sich die Heere. Heldenhaft stritten die
Goten. Am ersten Schlachttage sank ihr tapferer König. Aber bis in die zweite Nacht dauerte der Kampf. Narses gewährte dem überlebenden Tausend freien Abzug aus Italien, 553. Die Heerfahrt der Alamannen und Franken unter den Herzogen Leutharis und Butilin (553 und 554) vermehrte nur das
Elend des Landes. Am Volturno wurde Butilins Macht von Narses vernichtet. Im Jahre 555 fiel die letzte Feste der
Goten, Campsä (Conza in Samninm?). Siebentausend, der Rest des großen Bolkes, wanderten in die Gefangenschaft nach Byzanz.
L^ango- 5, Schon dreizehn Jahre später (568) brachen unter Alboin die Langobarden im Bunde mit Sachsen, Gepiden u. a. in Italien ein und eroberten im Laufe der Zeit den größten Teil der Halbinsel. Nur Venedig und das Küstengebiet vorn Po bis Ancona, Rom, Neapel und das heutige Kalabrien verblieben byzantinisch. Nachdem Alboin_572 auf Anstiften seiner Gemahlin Rosemnnda, der Tochter des einst von ihm erlegten Gepidenkönigs Kunimund, getötet und sein Nachfolger Kleph nach anderthalbjähriger Regierung 573 von einem |einer Knechte erschlagen war, herrschten 35 Herzoge 10 Jahre lang ohne König, jeder in seinem Gebiete. Die innere Schwächung des Langobardenreiches benutzten die Byzantiner, mit Hilfe des Frankenkönigs Childebert Ii. die manischen Barbaren anzugreifen, um ihnen Italien zu entreißen. Die Langobarden '"erwählten Klephs Sohn, Authari (584—590), zu ihrem Könige. Ihm gelang es, die Franken zurückzudrängen. In einer furchtbaren Schlacht überwand er sie, 588. „Eine solche Niederlage erlitt damals das Heer der Franken, daß man sich von altersher nicht
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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